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Rezensionen juristischer Literatur

Erbrecht für Studium und Praxis 2025

Zimmermann, Erbrecht, 6. Aufl., 2025, ESV

 

Eine Rezension zu:

Abbildung von Zimmermann | Erbrecht | 6. Auflage | 2025 | beck-shop.de

Walter Zimmermann

 Erbrecht

Lehrbuch mit Fällen

6., neu bearbeitete Auflage

Berlin: ESV, 2025, 551 S., 36,00 €

 ISBN 978-3-503-23973-3

www.esv.info

Das erstmals 2006 erschienene Werk behandelt aus der Sicht der Praxis die Grundlagen des Erbrechts. Es wendet sich allerdings auch an den akademischen Lehrbetrieb und orientiert sich insoweit an den Prüfungsanforderungen. Im Zentrum steht eine präzise Analyse der Rechtsprechung, die in mehr als 600 Fällen aufgearbeitet wird. Es handelt sich um eine der besten Gesamtdarstellungen des deutschen Erbrechts.

Didaktisch sehr geschickt erfolgt die Vermittlung des Stoffes anhand dieser Fälle. Der Text ermöglicht eine umfassende Einarbeitung. Wie in seinen zahlreichen anderen Buchveröffentlichungen zum Erbrecht legt der Verfasser sehr großen Wert auf eine verständliche Darstellung. Wenn man so will, stellt dieses Werk eine Summe vieler anderer Buchveröffentlichungen des Verfassers zum Erbrecht dar. Der Schwerpunkt liegt auf einer sehr präzisen Analyse der Rechtsprechung, so dass es für die Praxis sehr interessant ist. Auch als Handbuch ist es unverzichtbar!

In diesem ausgezeichneten Lehrbuch werden die Grundlagen des Erbrechts fallbezogen erklärt und sehr übersichtlich dargestellt. Das Lehrbuch ist ein dauerhafter, solider Begleiter für alle zentralen erbrechtlichen Fragestellungen. Das Buch ist so konzipiert, dass es sich sowohl zur Einarbeitung in das schwierige Rechtsgebiet wie auch zu seiner Vertiefung eignet. Unter Einschluss der in Teilen sehr schwierigen Handhabung der EU-ErbVO ist die 6. Auflage jetzt wieder rundum auf dem neuesten Stand.

Drei Punkte erklären den Unterschied zu anderen Lehrbüchern zum Thema Erbrecht:

  • 1. Die Darstellung erfolgt schwerpunktmäßig anhand der Rechtsprechung. Meinungsstreitigkeiten, die keine praktische Relevanz haben, werden nur am Rande berührt.
  • 2. Examensrelevantes Grundwissen ist im fortlaufenden Text deutlich mit einem Stern gekennzeichnet. Das erleichtert die unmittelbare Prüfungsvorbereitung.
  • 3. Ein Paragraphenverzeichnis verweist auf die Randziffer, in der die jeweilige Norm hauptsächlich erläutert wird. Wie in einem Kommentar kann schnell und gezielt nachgeschlagen werden. Infolgedessen kann das Werk auch als konzentriertes Handbuch verwendet werden.

Zur optimalen Examensvorbereitung enthält der Anhang vier gut ausgewählte Musterklausuren mit Lösungen.

Die Neuauflage berücksichtigt unter anderem erneut Auslegungsfragen der Europäischen Erbrechtsverordnung mit Geltung ab dem 17.08.2015 sowie das Europäische Nachlasszeugnis nebst dem Internationalen Erbrechtsverfahrensgesetz, die nach wie vor Praxisprobleme aufwerfen. Die Neuauflage geht intensiv ein auf die erheblichen Änderungen des Vormundschafts- und Betreuungsrechts von 2023 und auf die Änderungen im Recht der Personengesellschaften von 2024 (MoPeG) sowie auf die Änderungen der HöfeO und neue Rechtsprechung. Die schwierige Materie wird hier sehr verständlich erörtert, wobei die noch verwertbare Rechtsprechung früherer Jahre ebenso einbezogen wird, wie die aktuelle Rechtsprechung.

Das Buch stellt zunächst einmal das deutsche Konzept der Gesamtrechtsnachfolge vor und erläutert das System des gesetzlichen Erbrechts ohne dessen Verständnis die Abweichungen nicht zu verstehen sind. Besonders sorgfältig wird hierbei das Ehegattenerbrecht behandelt, dass eine wichtige “Schnittstelle” zum Ehegüterrecht enthält und nicht eben einfach zu verstehen ist. Die Darstellung orientiert sich zweckmäßig an den einzelnen Güterständen und setzt diese in Relation zum gesetzlichen Erbrecht und den Möglichkeiten bei Enterbung, zu geringer Ausstattung und Ausschlagung.

Sehr ausführlich wird die Testierfreiheit und dem daraus folgenden Recht ein Testament zu errichten behandelt. Besondere Berücksichtigung finden in diesem Zusammenhang die gemeinsamen Testamente von Ehegatten (mit den „Tücken“ der „Berliner Testamente“), deren familienrechtliche Relevanz, die Möglichkeit wechselbezüglicher Verfügungen und die Änderungsmöglichkeiten des überlebenden Ehegatten. Die Möglichkeiten der Anfechtung eines Testaments werden eingehend dargestellt. Angesichts des Umstandes, dass Erbverträge wieder häufiger werden, wird diese schwierige Thematik eingehend dargestellt, mit vielen Beispielen. Vorrangig sind allerdings Auslegungsfragen, da insbesondere bei eigenhändigen, nicht notariell errichteten Testamenten sich erhebliche Auslegungsprobleme ergeben, die hier eingehend dargestellt werden, so etwa bei den Unklarheiten über die Höhe der Erbteile. Intensiv erörtert werden auch die Möglichkeiten des Abschlusses eines Erbvertrages anstelle eines Testaments.

Vor- und Nacherbschaft bieten dem Erblasser vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten um auch nach seinem Tode den Nachkommen noch den eigenen Willen sehr deutlich spüren zu lassen. Hierzu zählen auch die Möglichkeiten einer Testamentsvollstreckung. Diese Möglichkeiten werden hier sehr plastisch anhand der maßgeblichen Strukturen dargestellt. Kurz und apodiktisch wird klargestellt, dass die Einsetzung eines Nacherben zwar nach 30 Jahren unwirksam wird, jedoch diese Grundregel angesichts der Ausnahmen des § 2109 BGB kaum Anwendungsbeispiele hat, so dass die Wirkung eines solchen Testaments noch Generationen spürbar bleiben können, etwa wenn mehrere Vorerben nacheinander eingesetzt werden.

Das schwierige Pflichtteilsrecht bietet einen weiteren Schwerpunkt des Werkes und bietet jetzt eine prägnante Darstellung im Pflichtteilsrecht nebst Pflichtteilsergänzungsansprüchen und dem selteneren Pflichtteilsverzicht durch notariell beurkundungspflichtigem Vertrag. Es kommt nur bei Enterbung zur Anwendung und gibt dem Pflichtteilsberechtigten einen schuldrechtlichen Zahlungsanspruch gegen den oder die Erben. Da die Erben in solchen Fällen oftmals wenig kooperativ sind, spielen Auskunftsrechte eine erhebliche Rolle. Sie werden detailliert behandelt. Sehr gut erklärt werden die Besonderheiten bei Eltern und entfernteren Abkömmlingen. Es ist sehr erfreulich, dass die Darstellung auch näher auf Bewertungsprobleme und die Detailprobleme der Anrechnungstatbestände eingeht. Anschließend wird die Erbengemeinschaft dargestellt, bei der Auskunftsansprüche ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen.. Besonderen Wert wird hier auf die Möglichkeiten der Geschäftsführung und die Durchführung der Auseinandersetzung sowie auf Teilungsanordnungen gelegt. Da auch hier Ausgleichungstatbestände eine erhebliche Rolle spielen werden diese ebenfalls vertieft dargestellt.

Weiter behandelt werden etwa die Erbenhaftung, das Erbscheinsverfahren und die Testamentsvollstreckung. Themen zu denen der Verfasser bereits sehr lesenswerte Monografien vorgelegt hat. Eingegangen wird auch auf ein Thema, das in vielen anderen Darstellungen allenfalls knapp erwähnt wird: die Erbfolge in der Landwirtschaft, mit und ohne HöfeO. Deutlich vertiefter behandelt werden jetzt die wesentlichen Aspekte des immer wichtiger werdenden internationalen Erbrechts und das inzwischen wieder mehrfach veränderte, aber nicht einfacher gewordene deutsche Erbschaftssteuerrecht.

Das Werk bieten Praktikern wie Studenten eine nach wie vor ganz herausragende Möglichkeit sich in die Grundlagen des Erbrechts einzuarbeiten. Das wichtige Werk “bilanziert” letztlich die aktuelle Situation des Erbrechts in Deutschlands in hervorragender Art und Weise von Auflage zu Auflage.

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