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Rezensionen juristischer Literatur

Interessante Fälle zum Arbeitsrecht

Joachim Gruber, Standardfälle Arbeitsrecht, 13. Auflage, niederle media, 2023

 

Eine Rezension zu:

Standardfälle Arbeitsrecht

Joachim Gruber

Standardfälle Arbeitsrecht

Skript

13. Auflage

Altenberge: niederle media,  2023. Buch, 122 S. mit zahlreichen Fällen, Softcover, 11,90 Euro inkl. MwSt.

ISBN 978-3-867-24125-0

www.niederle-media.de

Skripten als Ausbildungsliteratur sollten nicht unterschätzt werden. Gerade im Bereich der juristischen Ausbildung spielen sie eine erhebliche Rolle, gerade auch bei Autodidakten. Insbesondere als „Einsteiger“ lernt man aus Skripten/Fallsammlungen meistens mehr als aus umfangreichen Darstellungen. Dies gilt insbesondere für den verzweigten Bereich des Arbeitsrechts, in dem meist mehrere Rechtsquellen zusammenspielen, zumal eine Kodifikation des Arbeitsrechts als Ganzes nie gelungen ist. Insbesondere die komplexe Rechtsquellenlehre lässt sich an Fällen leichter lernen als anhand „abstrakter“ Ausführungen. In solchen Rechtsgebieten muss der Rechtsanwender die Grundlagen zwingend kennen, insbesondere das System der arbeitsrechtlichen Rechtsquellen nebst den Besonderheiten des Arbeitsgerichtsprozesses. Die 25 Fälle sind gut ausgewählt und repräsentieren letztlich das, was einem Richter oder Anwalt in Gütetermin und/oder Kammertermin erwartet. Mit „Theoriebalast“ kommt man hier meist nicht sehr weit. Ziel dieser gut konzipierten Fallsammlung mit sehr konzentrierten Lösungen nebst Hinweisen zur Arbeit am Fall ist es, den Lesern die Grundlage zu vermitteln. Das Skript wendet sich an einen breiten Leserkreis, also praktisch an alle Interessierten.

Die 26 Fälle erfassen Diskrimierungen bei der Einstellung, die schwierige Haftung des Arbeitsnehmers mit einem eigenen Haftungssystem des BAG, selbstredend Kündigungen und Arbeitsgerichtsprozess mit Kündigung bei Krankheit. Die Fälle gehen dann aber auch über ins kollektive Arbeitsrecht und zwar zur betrieblichen Mitbestimmung, Betriebsübergang, Disziplierungsversuche gegenüber Betriebsräten, tarifrechtliche Regelungen beim Weihnachtsgeld und Urlaubsrecht (Tarifverträge nicht zu prüfen, kann sich schnell als Fehler herausstellen). Aber auch Wettbewerbsverbote, Zeugnisse, Weiterbeschäftigungsanspruch, Mankohaftung, Verdachtskündigung und Mobbing sind ein Thema. In heutiger Zeit würde man vielleicht keine Leserbriefe schreiben, aber die Lösung ist bei „Facebook“, „Instagram“ und „Tiktok“ nicht wesentlich anders.

Es geht immer darum, Lösungsmodelle aus solchen Falllösungen auf andere Falllösungen modifiziert zu übertragen, eingedenk des Umstandes, dass eine neue rechtliche Struktur fast immer die Abwandlung einer bereits vorhandenen Struktur ist, worauf Fritjof Haft früh hingewiesen hat. Die Lösungen sind alles andere als „trocken“, zumal Arbeitsrecht eine sehr bewegliche Materie ist und derzeit immer mehr zum IT – Arbeitsrecht 4.0 wird. Plastisch erklärt werden beispielsweise die wirklich zentralen Punkte bei betriebsbedingten Kündigungen. Der Band wird ergänzt durch sehr sinnvolle Aufbauschemata, die später im „Job“ zu Checklisten werden.

Der Band setzt etwas anders an als viele juristische Darstellungen, indem von den wirtschaftlichen Funktionen im Bereich des Arbeitsrecht ausgegangen wird, um zu ausgewogenen Lösungen zu gelangen, die den beiderseitigen Interessen Rechnung tragen, was ja auch der Sinn einer Güteverhandlung ist, die in vielen Fällen im Vergleich endet. Der Band enthält zahlreiche Hinweise zur Vertiefung, unter didaktischen Gesichtspunkten.

Diese Fallsammlung (in 13. Auflage!) ermöglicht den Lesern einen wirklichen Einblick in die Praxis des Arbeitsrechts anhand von Fallen zu gewinnen, um eigenständige Lösungen zu entwickeln.

 

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