H.J.Schrötter, Kleines Europa – Lexikon, 3. Aufl., Nomos, 2020
Eine Rezension zu:
Hans Jörg Schrötter
Europa – Lexikon
Geschichte – Politik – Recht
3. Auflage
Baden-Baden: Nomos, 2020. Buch. XX, 423 S. Kart., 24,00 Euro
ISBN 978-3-8487-6768-7
Das Lexikon, in dem mehr steht, als man ihm ansieht, bietet eine sehr verständliche und kritische Übersicht über kaum mehr überschaubare Europäische Regelungen, Vorschriften und Einrichtungen einer immer komplexer werdenden EU.
Diese Regelungen unter Einschluss des Soft – Law dominieren zwar in zunehmendem Maße das tägliche Leben in Europa, werden aber oftmals von den Adressaten des Rechts, den Bürgern, nur schwer verstanden. Grund genug mit einem solchen Lexikon in rund 200 Stichworten von A wie Agrarpolitik bis Z wie Zypern-Frage alles Wichtige zur Europapolitik und den damit einhergehenden zeitgeschichtlichen Hintergründen zusammen zu fassen. In diesem Buch werden Basis – Informationen zusammen gefasst, die Nichtwissen begegnen und Verständnis wecken sollen.
Es geht dabei etwa um Fragen, was den Unterschied zwischen Europäischem Rat und Europarat ausmacht. Wo liegen die Ursachen für die zahlreichen Krisen, die Europa gemeistert – oder noch vor sich – hat? In seiner 3., überarbeiteten und aktualisierten Auflage erklärt das Buch, wie Europa funktioniert, welche Freiheiten und Chancen es bietet – und warum es mitunter nicht richtig funktioniert. Anschaulich analysiert der Autor das gesamte Spektrum aktueller Themen – von den Turbulenzen um den Euro, die Flüchtlingspolitik, den Brexit und Fridays for Future bis hin zur Diskussion um „Corona-Bonds“.
Europa ist kein Elite-Projekt. Dieses bewährte, leicht lesbare Taschenlexikon lädt Einsteiger wie Europa-Kenner gleichermaßen ein, mitzumachen, zu kritisieren und zu diskutieren. Europa ist zugegeben unperfekt, aber es ist das Erstaunlichste, was wir auf unserem Kontinent in den letzten Jahrhunderten auf die Beine gestellt haben.
Es handelt sich dabei nicht um eine der vielen Darstellungen, die sich in Lobpreisungen der Europapolitik ergehen, sondern auch deren Schwächen und Schattenseiten mit dem Ziel einer Verbesserung der Europäischen Union offen zu legen. Es herrscht derzeit ein Gemisch aus Verunsicherung, Frustration und einer diffusen Angst vor, die es Europagegnern leicht machen und einen Euroskeptizimus beflügeln, der allerdings durchaus rationale Wurzeln haben kann. Um dem entgegen zu wirken, betont das Buch die Vorteile der EU vor dem Hintergrund der Erfahrungen zweier Weltkriege. Das Konzept wird weiter Erfolg haben, wenn es gelingt, die Vielfalt in der Einheit zu bewahren und einer differenzlosen Gleichmacherei zu widerstehen. Manchmal ist auch in der Europapolitik weniger mehr. Es ist das Ziel dieses Buches die Entwicklungen und Strukturen verständlich zu machen.
Die komplexen rechtlichen Aspekte sind einfach aufbereitet und dargestellt, gehen dabei durchaus auch ins Detail. Zahlreiche Abbildungen, Beispiele sowie gezielte Verweisungen und praxisnahe Stichwörter machen die Ausführungen anschaulich. Behandelt werden neben den zentralen Institutionen auch alle Politiken der EU sowie drängende europapolitische Probleme der Gegenwart wie die Migrationsbewegungen, zu der es keine einheitliche europäische Politik gibt. Einbezogen sind wirtschaftliche Aspekte ebenso wie Handelsabkommen. Die Auswahl ist gut getroffen. Der Anhang bringt eine gut gemachte Zeittafel zur Entwicklung der EU und ihrer Vorgängerorganisationen.
Das Lexikon berücksichtigt den aktuellen Stand von Rechtsprechung und Gesetzgebung, insbesondere auch die Entwicklungen seit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon und die aktuellen Entwicklungen.
Das Europa – Lexikon bietet einen sehr verständlichen aber auch sehr fundierten Überblick über die Strukturen, Entwicklungen und Tendenzen in der Europäischen Union.