Bengel/Niemann, Handbuch der Testamentsvollstreckung. 7. Aufl., 2020, C.H.Beck
Eine Rezension zu:
Manfred Bengel / Wolfgang Reimann (Hrsg.)
Handbuch der Testamentsvollstreckung
Handbuch
Buch. Hardcover (In Leinen)
7. Auflage.
München, C.H.Beck, 2020, XXVIII, 942 S., 129,00 Euro inkl. MwSt.
ISBN 978-3-406-73281-2
Das bewährte – erstmals 1994 erschienene – Handbuch erläutert den gesamten Bereich der Testamentsvollstreckung, also alles, was bei Anordnung und Durchführung einer Testamentsvollstreckung durch den Erblasser zu beachten ist. Das Werk orientiert sich konsequent am zeitlichen Ablauf einer Testamentsvollstreckung, von den Vorüberlegungen über die Anordnung bis hin zu den Vollzugsmaßnahmen. Neben der Beantwortung allgemeiner Fragen werden auch Lösungen für schwierige Einzelprobleme angeboten. Ein besonderes Highlight bilden die Ausführungen zur internationalen Testamentsvollstreckung.
Die Neuauflage trägt allen aktuellen Entwicklungen Rechnung und wertet insbesondere die seit der Vorauflage ergangenen Rechtsprechung im Detail aus, da viele erbrechtliche Entscheidungen in den letzten Jahren das Thema Testamentsvollstreckung zum Gegenstand hatten.Die fortschreitende Digitalisierung und die damit zusammenhängenden Probleme werden eingehend berücksichtigt.
- eigenes Kapitel über letztwillige Schiedsklauseln im Bereich der Testamentsvollstreckung
- erste Erfahrungen mit der EuErbVO
- Neuerungen infolge der Reform des Erbschaftsteuerrechts
- Besonderheiten des „digitalen“ Nachlasses
- Vollmachten in Konkurrenz und als Ergänzung zur Testamentsvollstreckung
- Kombination von stiftungsrechtlichen Maßnahmen und Testamentsvollstreckung
- temporäre Testamentsvollstreckung
- ein neues Kapitel über die Schiedsgerichtsbarkeit im Bereich der Testamentsvollstreckung.
Das Handbuch geht umfassend in 12 Teilen auf die Rechtsstellung der an einer Testamentsvollstreckung Beteiligten ein: Erblasser, Erbe, Testamentsvollstrecker und Nachlassgericht. Das vollständig aktualisierte Werk behandelt alle wichtigen Fragen rund um die – gar nicht seltene – Testamentsvollstreckung. Dabei werden selbstredend auch die Verfahrens – und Kostenvorschriften detailliert berücksichtigt, von denen das FamFG, das GNotKG und die EuErbVO besonders relevant sind. Formulierungshinweise für Erblasser und deren Berater bieten nützliche Ergänzungen für den Einzelfall.
Teil 1 des umfassenden Handbuches geht zunächst auf das Amt des Testamentsvollstreckers ein. Bei den ernannten Testamentsvollstreckern handelt es sich nicht selten um den Erblassern intensiv verbundene Personen und Berater. Die Anzahl der Anordnungen der Testamentsvollstreckungen soll bei etwa 2 % liegen; Tendenz steigend. Der erste Teil geht umfassend auf die Rechtsstellung, die Vollmachten und die Schutzfunktion des Testamentsvollstreckers für die Verwaltung und Verteilung des Nachlasses ein, aber auch auf den vermeintlichen Testamentsvollstecker. Der zweite Teil hat die Anordnung der Testamentsvollstreckung zum Gegenstand, also Ernennung, Beginn und Nachweis des Amtes durch das Testamentsvollstreckerzeugnis, während Teil 3 die ersten Amtshandlungen zum Gegenstand hat. Am Beginn sollte immer ein möglichst detailliertes Nachlassverzeichnis gefertigt werden, um oftmals drohende Auseinandersetzungen mit etwaigen Mitgliedern einer Erbengemeinschaft zu minimieren.
Teil 4 behandelt den Normalfall einer Testamentsvollstreckung, also im Kern die Verwaltung und die Auseinandersetzung des Nachlasses. Da es hier aber sehr starke Unterschiede in den Einzelfällen gibt, behandelt § 5 die besondere, typische Situationen, etwa bei Bezügen zum Handels- und Gesellschaftsrecht, im Prozess, im Insolvenzfall, bei einer Vermögensanlage und bei der Verwaltung des digitalen Nachlasses. Jede Rechtshandlung eines Testamentsvollstreckung kann Haftungsrisiken nach sich ziehen, so dass diese in diesem Band auch stets konkret beschrieben werden.
Testamentsvollstreckungsanordnungen spielen in ihrer Bedeutung für die Praxis gegenwärtig eine bedeutende Rolle, nachdem dieses Rechtsinstitut ohnehin eine jahrhundertealte Tradition aufweist, die insbesondere vom kanonischen Recht geprägt worden ist. Das ausgezeichnete Handbuch ist auf eine umfassende Gesamtschau hin angelegt. So werden etwa im Kapitel über die Auskunftspflichten des Testamentsvollstreckers, auch dessen Rechnungslegungspflichten konkret dargestellt und das Schuldverhältnis zwischen Testamentsvollstrecker und den Erben anschaulich dargestellt, da den Erben durchaus eigene Kompetenzen und Rechte verbleiben.
Teil 7 hat die Beendigung des Amtes zum Gegenstand, wobei bei Verwaltungsvollstreckung und Dauervollstreckung die Unterschiede klar herausgearbeitet werden. Teil 8 geht auf die steuerlichen Folgen näher ein, da den Testamentsvollstrecker auch steuerliche Verpflichtungen auferlegt werden. Die hier anwendbaren steuerlichen Vorschriften werden konkret aufgelistet, wobei der Testamentsvollstrecker selbst nicht Steuerschuldner wird, wobei es hier Ausnahmen gibt, aber der Testamentsvollstrecker kann für Steuerschulden unter Umständen haften, was hier im Detail erörtert wird.
Kapitel 8 geht auf Fragen der häufigen internationalen Testamentsvollstreckung, etwa wenn ein ausgewanderter Erblasser jemand aus dem Auswanderungsstaat zum Testamentsvollstrecker ernennt. In diesem Zusammenhang schafft die Checkliste Klarheit und es werden konkrete Formulierungsvorschläge angeboten. Länderberichte für Australien (New South Wales als Beispiel), Belgien, Frankreich, England und Wales, Italien, Luxemburg, Austria, Polen, Rumänien, Russische Föderation, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechien und USA (New York) runden die Darstellung ab.
§ 10 widmet sich den Fragen der Vergütung des Testamentsvollstreckers und ihrer Besteuerung, während § 11 die Besonderheiten für Mitglieder verkammerter Berufe als Testamentsvollstrecker darstellt. Angesichts der erheblichen Haftungsrisiken, stellt der letzte Teil diese umfassend mit allen möglichen Rechtsfolgen dar, wobei die Rechtsprechung in Beispielen erörtert wird. Erörtert werden auch die Möglichkeiten des Abschlusses speziifischer Haftpflichtversicherungen gegen solche Risiken.
Die Neuauflage beinhaltet erneut zahlreiche Ergänzungen und berücksichtigt zahlreiche Gesetzesänderungen. Die Rspr. wird detailliert ausgewertet. Entwicklungen in Literatur und Rechtsprechung fanden eingehende Beachtung.
Das Handbuch stellt diese vielschichtige und schwierige Materie umfassend für die Praxis dar und hilft auch die Arbeit von Testamentsvollstreckern deutlich zu erleichtern.