Walter / Medina / Scholz / Wabnitz, Einführung in das israelische Recht, Erstauflage, 2019, C.H.Beck
Eine Rezension zu:
Christian Walter / Barak Medina / Lothar Scholz / Heinz-Bernd Wabnitz
Einführung in das israelische Recht
Lehrbuch/Studienliteratur
Erstauflage
München: C.H.Beck, 2019. Buch. XXI, 295 S. Softcover, 49,80 EWuro inkl. MwSt.
ISBN 978-3-406-71139-8
Das Werk ist Teil der Reihe: Schriftenreihe der Juristischen Schulung / Ausländisches Recht; Band 205
- Geschichte und Rechtsquellen des israelischen Rechts Verfassungsrecht
- Schuld- und Deliktsrecht
- Recht des geistigen Eigentums
- Trusts und Antitrust-Recht
- Gesellschaftsrecht
- Arbeits- und Steuerrecht
- Familienrecht
- Strafrecht
- Internationales Privatrecht
- Israel und die EU
- Israel und das Völkerrecht.
Die Übersicht über den Inhalt zeigt die umfassend angelegte Struktur des Bandes, dessen Schwerpunkt zwar auf dem Zivil- und Wirtschaftsrecht liegt, aber in den ersten Kapitel sehr informative Überblicke über die Verfassung, die komplizierte Rechtsquellenlehre und die Gerichtsbarkeit gibt, während das Verwaltungsrecht nicht vertieft behandelt wird. Der Band ist letztlich nur zu verstehen, wenn das erste Kapitel zur Rechtsquellenlehre genau gelesen wird. Dieses Kapitel erinnert mit guten Gründen, daran das Israel eine weit in die Vergangenheit reichende Geschichte und Rechtsgeschichte und eine der ältesten Rechtstraditionen der Welt aufweist, die in sechs Schichten dargestellt werden, wobei allerdings der Schwerpunkt auf den jüngeren Entwicklungen seit der Staatsgründung liegen. Dieses Kapitel entfaltet das Modell einer gemischten Rechtsordnung, wobei insbesondere das englische Recht einen hohen Einfluss aufweist. Dargestellt wird auch die komplexe Struktur des israelischen Verfassungsrechts mit Vergleichsmöglichkeiten zum UK. Ebenfalls dargestellt wird auch die komplexe Situation im Zivilrecht unter schichtenweiser Ablösung der osmanischen Rechtsstrukturen in diesem Bereich. Erst vor diesem Hintergrund wird insbesondere das Kapitel zum verfassungsrecht verständlich, mit dem Fokus auf Menschen- und Bürgerrechten einerseits und den Kompetenzen des Parlaments nebst richterlichen Kontrollmöglichkeiten auf der anderen Seite sowie der Minderheitenproblematik. Die Darstellungen sprechen auch sehr aktuelle Entwicklungen an.
Das Kapitel über das Vertragsrechts zeigt, dass eine Ablösung vom Common Law durch eine stärkere Hinwendung zu kontinentaleuropäischen Strukturen stattgefunden hat, zeigt aber auch die zentrale Rolle der bona fides für das Vertragsrecht auf. Diskutiert wird hier auch die Grundsatzfrage der Geltung des liberalen Ansatzes im Vertragsrecht und Tendenzen einer Abkehr hiervon. Ähnlich vielschichtig und informativ sind auch die Darstellung zu den anderen Bereichen des Zivilrechts, also zum Deliktsrechts, gewerblichem Rechtsschutz, dem Recht der Trusts ohne gesetzliche Regelung und dem Familienrecht. Gute Überblicke finden sich zum Gesellschaftsrecht, Kartellrecht, Arbeitsrecht und zum Steuerrecht. Die Fundstellen in diesem Band ermöglichen stets intensive Vertiefungen.
Das Straf- und Strafprozessrecht wird sehr intensiv dargestellt, wobei die Darstellung sich weniger auf ausgewählte Delikte als auf die grundlegenden Prinzipien des Strafrechts einschließlich der internationalen Anwendbarkeit konzentriert und auch den Strafprozess im Überblick darstellt.
Es verwundert angesichts der vielfältigen internationalen Beziehungen Israels wenig, dass das internationale Privatrecht sehr detailliert vorgestellt wird und die Beziehungen Israels zur EU und zum Europarat in einem Überblick erläutert werden, gefolgt von einem letzten Kapitel zum Völkerrecht aus der Sicht des Staates Israel, das eingehend auf den Palästina – Konflikt und auf die Problematik der „Zwei – Staaten-Lösung“ realistisch eingeht.
Das Buch bietet eine herausragende und derzeit einzigartige Möglichkeit sich der Rechtsordnung des Staates Israel strukturiert und kompakt zu nähern.