Juralit

Rezensionen juristischer Literatur

Schmerzensgeld-Beträge 2020

Hacks/Wellner/Häcker, Schmerzensgeldbeträge 2020, 38. Aufl., DeutscherAnwaltVerlag, 2019/20

Eine Rezension zu:

SchmerzensgeldBeträge 2020 Online

Hacks/Wellner/Häcker

Schmerzensgeld – Beträge 2020

inkl. Online – Version mit juris Rechtsprechung

 Subskriptionspreis bis 31.01.2020: 89,00 € inkl. MwSt. – Ladenpreis ab 01.02.2020: 109,00 € inkl. MwSt.

Buch inklusive Online- Version mit Datenbankzugang

38. Auflage

Bonn: Deutscher Anwalt Verlag in Kooperation mit dem ADAC, 936 S.

ISBN 978-3-8240–1637-2

www.anwaltverlag.de

Die erstmals 1957 erschienene “Hacks-Tabelle” gibt nahezu Jahr für Jahr zuverlässig Auskunft über die Entwicklung der Schmerzensgeldbeträge durch deutsche Gerichte. Sie enthält derzeit – die Datenbank wird fortlaufend aktualisiert – mehr als 6.000 Urteile, nachdem einige ältere, nicht mehr aktuelle Entscheidungen nach und nach ausgesondert worden sind. In der Neuauflage sind ca. 150 neue Entscheidungen dokumentiert. Viele Verfahren in diesem Bereich werden allerdings auch verglichen, allerdings meist auf der Basis der Dokumentation in diesem Band, der für diesen Bereich unentbehrlich ist. Urteile, die im Buch nicht mehr dokumentiert sind, sind teilweise in der Datenbank noch präsent.

Die Neuauflage ist insbesondere durch eine technische Änderung gekennzeichnet, da die CD – ROM als veraltete Technologie durch eine Datenbank ersetzt wurde, auf der die CD- ROM ohnehin beruhte. Völlig neu aufgesetzt wird das Projekt www.schmerzensgeld.online mit dem das gesamte Spektrum an Recherchemöglichkeiten bereit gestellt wird, mit Zugang zur juris-Datenbank, so dass die Volltexte der Entscheidungen jederzeit zugänglich. Der Zugangscode befindet sich auf der inneren Umschlagseite des Buches. Die Datenbank ist aber auch als Stand-Alone-Lösung nach entsprechender Registrierung nutzbar und ist cloud basiert. Diese Neuerung ist zu begrüssen, zumal die Datenbank etwa über ein Tablet auch im Gerichtssaal konsultiert werden kann. Die Datenbank kann 30 Tage kostenfrei getestet werden.

Der Freischaltschlüssel für die Datenbank in der Buchvariante ist ab Einlösen unter www.schmerzensgeld.online für 365 Tage gültig. Mit dieser neuen, cloudbasierten Technologie wird die Arbeit mit diesen Daten noch komfortabler. Das Nachschlagewerk „SchmerzensgeldBeträge” ist mit seinen über 6.000 Urteilen längst ein unverzichtbarer Klassiker – nicht nur für Verkehrs- und Versicherungsrechtler, sondern auch für alle Anwälte, die für ihre Mandanten ein angemessenes Schmerzensgeld erstreiten wollen. Die neue Technologie bietet überdies mehr Geschwindigkeit, da die neue Suchfunktion noch schneller genau die Resultate auswirft, die für bei einem Fall benötigt werden.

Geboten wird auch ein deutlicher Zuwachs beim Komfort, da Listen mit Suchergebnissen angelegt und gespeichert werden können, versehen mit  Kommentaren zu den einzelnen Urteilen. Die tabellarische Aufbereitung der einzelnen Schmerzensgeldfälle in der Datenbankmaske (Betrag, Verletzung, Person, Dauerschaden, etc.) entspricht dem bekannten Muster aus der Buchvorlage, so dass eine lästige Umgewöhnung entfällt.

Alle Urteile sind in der juris-Datenbank abrufbar. Mit dem Kauf der „Schmerzensgeld Beträge Online” erwirbt der Nutzer auch die Zugriffsberechtigung auf die Urteile. Dieser maximale Komfort wird kombiniert mit absoluter Datensicherheit, da die Datensicherheit dieser cloudbasierten Datenbank gewährleistet ist, da hohe Sicherheitsvorkehrungen vorhanden sind und die Datenbank selbstverständlich ausschließlich auf EU-Servern gehostet wird, damit alle Kriterien des Datenschutzes erfüllt werden.

Schmerzensgeldfälle häufen sich seit Jahren. Längst geht es nicht mehr nur Körperverletzungen durch Schädiger oder vermeintliche oder tatsächliche Folgen ärztlichen Versagens. Betroffen sind inzwischen auch die Kosmetikbehandler. Tättowierer und weitere Berufsgruppen. Es gibt unzählige Arten der körperlichen und psychischen Verletzung, die es schwierig machen, einen angemessenen Betrag zu fordern. Wer sich deutsches Schmerzensgeld auf der Basis der Meldungen aus den USA zu punitive damages wünscht, wird meist schnell enttäuscht werden. Die hier dokumentierten Urteile verhelfen zu einem gewissen Realismus bei der Einforderung von Schmerzensgeldansprüchen.

Bei Schmerzensgeldfällen geht es immer auch um die Verarbeitung von Emotionen, so dass die Erwartungen der Mandanten oftmals unrealistisch sind, aber angesichts der erlittenen körperlichen und/oder seelische Verletzungen nachvollziehbar sind. Ein angemessenes Schmerzensgeld kann dabei helfen, den erlittenen Schmerz zu kompensieren. Die Datenbank erlaubt es, eine realistische Einschätzung vorzunehmen, zumindest für bereits entschiedene Fallkonstellationen. Es kommen allerdings immer neue Aspekte hinzu.  Das Besondere dabei ist, dass das zugesprochene Schmerzensgeld bei allen älteren Entscheidungen mithilfe des aktuellen Verbraucherpreisindexes angepasst wird, so sind z.B. 2.500 € im Jahr 2005 heute ca. 3.100 € wert.

In der Buchausgabe wurde die Zusammenstellung der Urteile nach Verletzungstatbeständen weiter vertieft. Der Aufbau erleichtert ein rasches “Querlesen” und einen Vergleich von Fällen. Es ist jetzt auch möglich nach Fällen, mit und ohne immateriellen Vorbehalt zu suchen. Die Verletzungstatbestände sind “in sich” noch weiter differenziert worden, wobei auch Mobbing und posttraumatische Belastungsstörungen einbezogen sind.

In der jetzigen Auflage wurde die Systematik erneut verfeinert, indem Änderungen bei den Rubriken durchgeführt wurden, die zu einer noch differenzierteren Eingruppierung geführt haben. Etliche Rubriken sind hinzugekommen. Erhebliche Erweiterungen finden sich bei Themen wie “Mobbing” und sexuellen Missbrauchstatbeständen sowie zu Behandlungsfällen. Das Werk ist erneut noch besser und praxisgerechter geworden. Die Autoren bitten ausdrücklich darum ihnen interessante neue Entscheidungen zuzusenden.

Der Band dokumentiert nicht lediglich Gerichtsentscheidungen, sondern gibt im Teil A einen erneut erheblich überarbeiteten Überblick über Schmerzensgeldansprüche, Bemessungsformen, materiellrechtliche Besonderheiten des Schmerzensgeldanspruches, sozialrechtliche Einflüsse und Verfahrensfragen, so dass der Leser stets auf aktuellem Stand bestens informiert ist. Die Auseinandersetzung des 2. Strafsenates mit anderen BGH – Senaten hinsichtlich der Frage der Berücksichtigung wirtschaftlicher Verhältnisse bei der Bemessung des Schmerzensgeldes ist kritisch dokumentiert. In die Darstellung einbezogen wird das aktuelle Grundsatzurteil der Vereinigten Senate des BGH zur Frage der Berücksichtigung wirtschaftlicher Verhältnisse beim Schmerzengeld. Auch die Gesetzesnovelle zum Hinterbliebenengeld wurde eingearbeitet.

Die umfassende Dokumentation der Rechtsprechung macht den Hauptteil des Bandes (B) aus und orientiert sich maßgeblich an Fallgruppen in Form von Verletzungsarten – die Datenbank kann nach Stichworten durchsucht werden -, allerdings finden sich alternativ auch Übersichten nach der Höhe des Schmerzensgeldes und hinsichtlich der Kapitalabfindung.

Die Handhabung setzt gewisse medizinische Grundkenntnisse voraus. Allerdings bietet das unfallmedizinische Glossar mit 1300 Stichworten in Teil C eine erhebliche Hilfe beim Umgang mit den medizinischen Diagnosen, die unter rechtlichen Aspekten ausgewertet werden müssen. Ohne eine exakte Auswertung der medizinischen Befunde ist das Schmerzensgeldrecht auf der Tatsachenebene nicht zu handhaben. Jede Entscheidung wird nur einmal genannt, so dass keine Doppelnennungen erfolgen. Erfasst sind auch benachbarte Bereiche wie das Arzthaftungsrecht, das mit ca. 700 Urteilen vertreten ist.

Am Ende des Buches findet sich erneut auf Wunsch der Leser eine Zusammenfassung der Urteile nach der Höhe des Schmerzensgeldes mit den laufenden Nummern der Entscheidung als neuer Suchindex, die eine rasche Orientierung ermöglichen. Diese Tabelle wurde inzwischen verfeinert.

Die Datenbank bietet ca. 6.000 Gerichtsentscheidungen (überholte Entscheidungen wurden aussortiert) mit jeweiliger Verlinkung direkt auf das medizinische Wörterbuch.  Der Bearbeitungsstand des Buches – die Datenbanken werden ständig fortentwickelt und aktualisiert – ist Ende Juli 2019.

Die Darstellung zeigt, dass kein Schmerzensgeldfall wie der andere ist und die Fälle einen sehr inviduellen Einschlag haben, auch wenn die Bewertungskriterien allgemein herausgearbeitet werden können. Interessant ist etwa das Urteil des OLG Frankfurt vom 6.9.2017 (Aktenzeichen: 6 U 216/16): Hier erhielt die Witwe, die zusehen musste, wie ihr Mann bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, für den erlittenen Schockschaden ein ungewöhnlich hohes Schmerzensgeld in Höhe von 100.000 €.

Interessant ist auch das Urteil des OLG Saarbrücken vom 23.11.2017 (Aktenzeichen: 4 U 26/15): Hier kam es aufgrund eines falschen aussagepsychologischen Gutachtens im Strafprozess zu einer Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs. Das Urteil wurde aufgehoben und dem fälschlich Verurteilten ein Schmerzensgeld in Höhe von insgesamt 60.000 € zugesprochen. Die Beispiele zeigen, dass die zuerkannten Schmerzensgeldbeträge langsam steigen.

Hervorzuheben ist, dass das ausgeurteilte Schmerzensgeld in der Datenbank bei allen alten Entscheidungen mithilfe des aktuellen Verbraucherpreisindexes angepasst wird, so sind z.B. 2.500 € im Jahr 2005 heute 2.800 € wert.

Wer mit Schmerzensgeldansprüchen befasst ist, wird diesen seit Jahrzehnten führenden Band aktiv nutzen, da es sich um die führende Darstellung dieser Art handelt, die mit jeder Neuauflage noch praxisgerechter und interessanter wird.

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